ZUCHT

Aufzucht


Wenn die Eier mal geschlüpft sind, geht es eigentlich erst richtig los. Wie bei Menschen auch, ist die "Kindheit" die wichtigste Phase in der Entwicklung. Hier kann meiner Erfahrung nach am meisten schiefgehen. Wenn man ein paar Punkte beachtet, sollten es aber auch Anfänger schaffen, die Larven erfolgreich zu gesunden adulten Medaka großzuziehen.

Methoden zur Aufzucht gibt es vermutlich noch mehr, als es Methoden zur Inkubation gibt. Was hier am besten funktioniert, hängt auch von deinen Ansprüchen und Voraussetzungen ab! Jemand, der mehrere Stämme parallel züchtet, wird andere Methoden wählen, als jemand der nur einen einzigen Stamm für den Eigenbedarf nachzieht, und so weiter.

Ich möchte euch allerdings das Wissen vermitteln, das ihr braucht, um die für euch passende Methode zu finden und eine möglichst hohe Erfolgsrate zu erreichen.

Die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Aufzucht

Wir haben das Glück, dass Medaka als Modellorganismen in der Wissenschaft äußerst gut erforscht sind. Deshalb gibt es auch einige Publikationen über verschiedene Einflüsse während der Larven- und Jungfischentwicklung. Natürlich hat die Forschung andere Ansprüche als (Hoch)zucht und Liebhaberei, aber es lassen sich einige Grundregeln ableiten, die allgemeine Gültigkeit haben:

Faktor 1: Futter

Futter ist wohl der allerwichtigsten Aspekt bei der Jungfischaufzucht. Nicht nur beim Medaka, sondern allgemein. Für optimales Wachstum sollten die Larven "ad libitum" gefüttert werden. Das heißt, sie können fressen wann und wieviel auch immer sie wollen. Solange das Futterangebot stimmt, haben auch kleinere Fisch-Geschwister keinen Wachstumsnachteil. Erst, wenn das Futter nicht im Übermaß bereitgestellt wird, werden kleinere und rangniedrige Tiere von ihren dominanten Geschwistern unterdrückt und bekommen weniger Futter ab - was sich dann wieder in einer geringeren Wachstumsrate äußert. 

Da Medaka hauptsächlich von der Wasseroberfläche fressen, ist es besonders wichtig, dass das Futter sehr gut und lange schwimmt. Nach Magnuson (1962) beginnen die Larven spätestens 2 Stunden nach einer Fütterung wieder zu fressen, weshalb die öfters empfohlene Mindesthäufigkeit von 2 Fütterungen pro Tag nicht als "ad libitum" gelten kann. Für viele Halter ist es aber nicht möglich, so häufig zu füttern. Hier bietet sich eine Kombination aus Staub- und Lebendfutter an. Auch bei der Outdooraufzucht finden die Larven durch Kleinstlebewesen und Anflugnahrung (zB Pollen) viel mehr und häufiger Nahrung. Kleinstlebewesen gibt es auch in einem sehr gut eingefahrenen, bepflanzten Aquarium. Zusätzlich könnte ein passend eingestellter Futterautomat hilfreich sein - dafür eignen sich aber leider nicht alle Modelle. Eine gute Verteilung des Futters über die gesamte Fläche und eine gut strukturierte Oberfläche minimieren darüber hinaus Aggressionen, sodass der Nachteil der schwächeren Larven nicht so stark ins Gewicht fällt. Eine Vergrößerung der Fläche pro Fisch bzw eine Verringerung der Populationsdichte hilft übrigens auch, Aggressionen zu verteilen. Außerdem können kleinere Fische bei sehr kleinem Futter beim Fressen mit den größeren besser mithalten.

Zumindest als Erstfutter würde ich immer Staubfutter geben, grünes Wasser ist ein guter Zusatz, und gilt bei mir als Lebendfutter. Notwendig ist es aber nicht. Wenig später eignen sich auch frischgeschlüpfte Artemianauplien, Bananenwürmchen und kleines Granulat.

Faktor 2: Wasserqualität

Starke Wasserbelastung, insbesondere durch Stickstoffverbindungen hemmen das Wachstum. Mit diesem Problem kann man auf zwei Arten umgehen: 1. Mehr "Platz" (Wasservolumen) pro Fisch oder 2. höheres Filtervolumen pro Fisch durch stärkere Bepflanzung und eventuell einen biologischen Filter. 

Faktor 3: Temperatur

Höhere Temperatur heißt schnelleres Wachstum. So heißt es zumindest. Ganz so einfach ist das aber nicht, es kann auch zu warm sein für Medaka. Tatsächlich ist die optimale Temperatur unter 30°C. Bis zu diesem Punkt erhöht sich die Wachstumsgeschwindigkeit der Medakalarven, darüber nimmt sie wieder ab. Insofern halte ich 20-30°C für einen sinnvollen Temperaturbereich. 

Faktor 4: Genetik

Natürlich hat auch die Genetik einen Einfluss auf das Wachstum der Medaka. Nachdem wir sie aber kaum beeinflussen können, gehe ich hier nicht näher auf sie ein. 

Wichtig: 
Auch unter optimalen Bedingungen wachsen Medakageschwister unterschiedlich schnell und nicht immer kommen alle Medakalarven durch.

Meine Methode

Ich selbst passe meine Aufzuchtmethode eigentlich immer den Ansprüchen an. Allerdings halte ich mich dabei an folgende Regeln:

  • Mehrmals täglich Fütterung mit Staubfutter.
  • Schnecken mit ins Aufzuchtbecken als Resteverwerter
  • Größtmögliches Volumen, wobei die Grundfläche Priorität über die Beckenhöhe hat
  • Bepflanzung der Aufzuchtbecken, bevorzugt mit Ammoniumzehrern wie Wasserlinsen, Hornblatt oder Tausendblatt.
  • Wenn möglich, Trennung nach Größe

Sobald die Temperatur nachts stabil über 10 und tagsüber um die 20°C hat, wandert die gesamte Aufzucht raus. Draußen ist das Futterangebot einfach besser und, wie für die meisten, ist eine adäquate Fütterung händisch für mich kaum möglich. Ich spare Platz, indem ich verschiedene, später gut unterscheidbare Stämme gemeinsam aufziehe, dafür aber in 3 Größen sortiere. Ich füttere draußen oft auch nur 1x pro Tag und habe keine Sorgen, wenn ich mal einen Tag nicht da bin.

Im Winter ziehe ich nur vereinzelt nach, weil mir da der Platz fehlt. Dafür nutze ich Aquarien und Bottiche zwischen 10 und 60 L. Gerade da merke ich ganz stark den Unterschied zwischen bepflanzten und gut eingelaufenen Becken und kurzfristig aufgestellten, nahezu sterilen Boxen. Durch die vielen Pflanzen und Schnecken als Resteverwerter brauche ich nur wenige Wasserwechsel.


Meine Empfehlung an euch

Wie oben bereits angesprochen, gibt es nicht die eine richtige Methode, jedoch eben ein paar Prinzipien, die man beachten sollte. Nachdem es indoor beinahe unmöglich ist, ad libitum zu füttern, finde ich es - insbesondere für Anfänger - sinnvoll, ein gut eingelaufenes, stark bepflanztes Becken zu nehmen, das auch nicht allzu klein sein sollte. Filterung ist bei guter Bepflanzung definitiv nicht notwendig. Falls gefiltert wird, muss er Babysicher sein und darüber hinaus Strömung möglichst vermieden werden. Gute Oberflächenstruktur verhindert die Bildung großer Territorien durch die dominanten Geschwister. Staubfutter ist ideal, gerne auch bis die Fische schon größer sind! 

Bei der Aufzucht outdoor habt ihr etwas weniger Stress mit der Fütterung. Dafür könnten sich in den Aufzuchtgefäßen Fressfeinde ansiedeln. Je nach Standort muss der Teich also gesichert werden! Einige Wasserinsekten und deren Larven und Amphibien können den Medaka gefährlich werden. Kurze Kälteeinbrüche sollten den Fischen nicht allzuviel ausmachen, solange es keinen Frost gibt. Längere Kälteperioden verlangsamen aber natürlich das Wachstum.

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