SCIENCE CORNER

Platz- und Futterangebot
während der Aufzucht

Wie groß muss ein Aquarium für die Aufzucht sein? Diese Frage stellen sich vermutlich vornehmlich Anfänger in der Medakahaltung. Aber auch für die alten Hasen kann es sinnvoll sein, sich die Fakten nochmal vor Augen zu führen.

Deshalb hier ein Review des (zugegeben etwas älteren) Artikels An Analysis of Aggressive Behavior, Growth, and Competition for Food and Space in Medaka (Oryzias latipes) von J.J. Magnuson (1962).

Was ist Forschungsgegenstand?

Magnuson möchte herausfinden, wie Platz- und Futterangebot und die Wachstumsrate zusammenspielen. Außerdem geht er der Frage nach, welche Rolle Aggression bei O. latipes spielt und welche Konsequenzen aggressives Verhalten hat. 

Dafür wurden verschiedene Gruppengrößen in unterschiedlichen Beckengrößen bei konstanter Temperatur und Beleuchtungsdauer gehalten. Die Fische erhielten je nach Versuch ad libitum oder limitierte Fütterung. Über angemessene Filterung wurde eine Wachstumsinhibition durch Stoffwechselprodukte ausgeschlossen. Das Wachstum wurde über die Körperlänge und Gewicht gemessen.

Was sind die Ergebnisse?

1. Variation in der Wachstumsrate der Medakalarven kommt unabhängig von der Umgebung vor.
2. Geringeres Platzangebot bzw höhere Populationsdichte führt nicht per se zu schlechterem Wachstum, solange es zu keiner Limitation durch andere Parameter kommt.
3. Eine höhere Populationsdichte führt nicht zu höherer Aggression.
4. Bei limitiertem Futterangebot entwickelt sich eine Hierarchie unter den Fischen, wobei die untergeordneten Tiere weniger Futter abbekommen und deshalb auch schlechter Wachsen.
5. Gute Verteilung des Futters kann hierarchische Strukturen zerstreuen, wodurch alle Fische gleich gut wachsen.
6. Bei limitiertem Futterangebot erhöht ein größeres Platzangebot die Chancen der untergeordneten Fische, ausreichend Futter zu bekommen.
7. Bei limitiertem Futterangebot spielt auch die Fressgeschwindigkeit eine Rolle. Kleine Fische tun sich beim Fressen größerer Partikel schwerer, als größere Fische, weshalb Futter mit kleiner Partikelgröße wiederum den Vorteil der dominanten Tiere minimiert.
8. Bei O. latipes dient Aggression nicht dem Durchsetzen von Platzansprüchen, sondern ausschließlich der Nahrungssicherung.
9. Fütterungsintervalle von ca. alle 2 Stunden wären notwendig, um bei O. latipes von unlimitiertem Futterangebot zu sprechen.

Was bedeutet das für uns?

Ich glaube nicht, dass hier jemand das große AHA-Erlebnis hat. Eher bestätigt es die Praktiken, die viele Züchter pflegen: Häufige Fütterungen, gute Wasserhygiene (der Artikel hebt die wachstumsinhibierende Wirkung von Stickstoff-haltigen Ausscheidungen hervor), die Bevorzugung von Grundfläche über Höhe, das Trennen von Larven mit merklich unterschiedlicher Größe. Für mich sehr interessant war auf jeden Fall der Punkt mit der Partikelgröße des Futters. Das zeigt, finde ich, sehr deutlich, dass man sich wirklich nicht beeilen muss, größeres Futter anzubieten. Im Artikel wurde außerdem vorgeschlagen, die Fütterung mit Staub- und Lebendfutter zu kombinieren, weil die Larven, nachdem sie das Staubfutter an der Oberfläche gefressen hatten, dazu übergegangen sind, Artemianauplien zu fressen - während sie bei der Fütterung mit nur einem der beiden Optionen nach 1-2 Stunden wieder auf Futtersuche gingen, waren sie bei kombinierter Fütterung länger versorgt. Ähnliche Vorteile werden die Aufzucht im Freien oder in einem eingelaufenen Aquarium oder auch die Zugabe von gewissen Mengen grünen Wassers ins Aufzuchtbecken haben. 



Magnuson, J. J. (1962). An Analysis Of Aggressive Behavior, Growth, And Competition For Food And Space In Medaka (Oryzias Latipes (Pisces, Cyprinodontidae)). Canadian Journal of Zoology, 40(2), 313-363. doi: 10.1139/z62-029

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